The Magic Numbers sind aus der Zeit gefallen. Immer noch. Schon damals, vor fast zehn Jahren, als ihr selbstbetiteltes Debütalbum erschien, irritierten die vier Briten die Popwelt auf denkbar positive Art und Weise. Dabei ließen Romeo Stodart (Gesang, Gitarre), seine Schwester Michele (Bass, Gesang) sowie die Geschwister Angela (Keys, Gesang) und Sean Gannon (Schlagzeug) einfach nichts – weder zeitgeistige Trends, kommerzielle Überlegungen oder verstiegene Experimente – zwischen sich und ihre eingängigen Melodien und exzellenten Gesangsharmonien, ihre Mischung aus Folk, Pop, Rock und Soul kommen. Das alles gilt auch für ihr viertes Studioalbum, das The Magic Numbers jetzt nach vier Jahren Pause vorlegen. Dabei ist “Alias” aber mehr als nur eine weitere, wunderschön zeitlose Songsammlung.
Denn bei aller unprätentiösen Herzlichkeit, ungekünstelten Natürlichkeit und unterschwelligen Melancholie, die die Band und ihre Songs so sympathisch macht: The Magic Numbers liefen stets auch Gefahr, nicht als liebenswerte Leisetreter, sondern als harmonieselige Harmlosigkeit wahrgenommen zu werden. Die Aufmerksamkeit des Publikums ließ ohnehin nach, an den Überraschungserfolg “The Magic Numbers” aus dem Jahr 2005 (Doppel-Platin-Auszeichnung und drei Top-20-Hits in Großbritannien) konnte die Band bislang nicht mehr anknüpfen. Und das nicht ganz zu Unrecht: Die Unmittelbarkeit, die das Debüt ausgezeichnet hatte, fehlte den beiden, etwas zu selbstverliebt in ihrer eigenen Schönheit schwelgenden Nachfolge-Alben.
Diesen “Fehler” begehen The Magic Numbers nun nicht noch einmal. “Alias” hält die Balance zwischen zupackend-griffigem Rock-Sound und zeitlos-grandiosen Melodien, zwischen liebevoller Detailarbeit und leidenschaftlicher Direktheit. Dabei ist das Album kein Ausdruck einer gesichtslosen Beliebigkeit, sondern der vielseitigen musikalischen Identitäten der Geschwisterpaare. Stimmungs- und Stilwechsel sorgen dabei für die notwendige Dynamik: Sie präsentieren Retro-Soul-Pop (“Thought I Wasn’t Ready”) und rührende Streicher-Schmachtfetzen (“Roy Orbison”), sich langsam aufbauende Prog-Balladen (“Wake Up”) und euphorischen Classic-Rock (“Out On The Streets”), manisch-depressiven Gitarren-Lärm (“Enough”) und melancholisch-düsteren Folk (“Black Rose”). Zusammengehalten wird alles einmal mehr durch die mehrstimmigen Gesangsharmonien und das unbestrittene Songwriting-Genie der Band. Kurzum: Auf “Alias” fallen The Magic Numbers wieder aus der Zeit. Und gefallen wieder uneingeschränkt.
The Magic Numbers auf Deutschland-Tournee:
01.11., Hamburg, Logo
02.11., Frankfurt, Zoom